5.9.13

Eine Partie aus Wiesbaden

Vom Turnier in Wiesbaden möchte ich einen Partie-ausschnitt zeigen. Gespielt wurde es in der 6. Runde, Knut Goebel (SCO, 1690) - Gerald Braunberger (SK Bad Homburg, 1821).
Nach 32. Txb7 Txb7 erreichten wir diese Stellung. Schwarz hat einen Freibauern auf b3 für den weißen Doppelbauern auf der d-Linie. Doch ist der Freibauer nicht angreifbar? Weiß muss ein Auge auf den ungedeckten Bauern d4 haben (nicht dass Schwarz in einem ungünstigen Moment zu Tb7 - b4 x d4 kommt). Ansonsten ist der Plan: der weiße König marschiert zum Damenflügel, und Weiß räumt mit Turm, Läufer und König den b-Bauern ab. Vielleicht gibt das sogar einen Mehrbauern. 

Dann mal los. Es folgte 33. Kf2 fxe4 34. fxe4 La4 35. Le2 (Weiß will den Bauern b3 mit Ld1 angreifen, nicht mit Lc4, was durch Tb4 unterbunden wird) Kg7 36. Ld1 Kf8 37. Ke3 Ke8 38. Kd2 Kd8 39.Kc3.
Der König traut sich auf die c-Linie, denn auf das Turmschach 39. ... Tc7+ hat Weiß 40. Kb4 mit Angriff auf den ungedeckten La4, oder den Rückzug 40. Kd2 mit Remis, wenn Schwarz nun wieder den b-Bauern mit Tc7 deckt. 


Schwarz spielte wirklich 39. ... Tc7+, den Rückzug hatte ich schon verworfen. Lieber aktiv spielen. Also 40. Kb4
Mit 40. ... Tc1 hatte ich gerechnet. Vielleicht ist dann 41. Lh5 mit Doppelangriff auf f7 und La4 eine gute Alternative zu 41. Lxb3. Doch mein Gegner fand den schönen Zug 40. ... Tc2 !
Tja. Weiß kann den schwarzen Turm nicht schlagen, und es hängt sogar der weiße Turm Tb2.




Trotz des feinen Zuges ist aber nichts passiert. 41. Tb1 und 41. Ka3 sind möglich. Ich entschied mich für 41. Ka3. Es folgte 41. ... f6 42. Tb1 Ta2+ 43. Kb4 Ld7 44. Lxb3 Txh2 (letztes Diagramm).
Schwarz hat durch das Eindringen nach c2 seinen Turm aktiviert und verhindert, dass Weiß zu einem Mehrbauern kommt.
Ich spielte noch 45. Te1 Th5 46. Ta1, um weiter Drohungen aufzustellen, willigte dann aber ins Remis ein.
Knut Goebel