15.5.13

Schachromantik - Morphy in der Oper

Das amerikanische Schachgenie Paul Morphy (1837-84) hielt sich 1858/59 für einige Monate in Europa auf und schlug auch hier alles, was Rang und Namen hatte, u.a. auch Anderssen.
Bei einer Aufführung des Barbier von Sevilla saß er mit Karl von Braunschweig und Graf Isouard in deren Loge in der Pariser Oper. Den Dreien war es offenbar langweilig und so taten sich die beiden Adligen beratend zusammen und forderten das Genie zu einer Partie heraus, deren Endstellung im Diagramm zu sehen ist.
Mit dieser Opernlaune hat Morphy (Weiß) ein berühmtes Werk geschaffen, dessen Entwicklung wir im folgenden aufzeigen:

      1. e4  e5
      2. Sf3  d6
          Philidor-Verteidigung
      3. d4  Lg4
          Kostet das Läuferpaar
      4. dxe5  Lxf3
      5. Dxf3  dxe5
      6. Lc4  Sf6
      7. Db3  De7      Diagramm
          Weiß verzichtet zugunsten der Entwicklung
          des Springers auf Materialgewinn mittels
          8. Lxf7  Dxf7   9. Dxb7 usw.
      8. Sc3  c6
          Schwarz deckt  den Bauern b7
      9. Lg5  b5
          Untauglicher Angriff, besser b6
    10. Sxb5  cx
          Das Springer-Opfer ist korrekt
    11.Lxb5+  Sbd7
    12. 0-0-0  Td8      Diagramm
         Weiß kann in aller Seelenruhe mit der
         langen Rochade seine Entwicklung beenden.
         Der schwarze König ist eingeschnürt,
         das Verhängnis nimmt seinen Lauf.
    13. Txd7  Txd7
    14. Td1  De6      Diagramm
          Noch ein Versuch, die Damen zu tauschen
    15. Lxd7  Sxd7
    16. Db8+  Sxb8
         Ein Damenopfer lenkt den Springer ab
    17. Td8#      Titel-Diagramm

Später (1867) zog sich Morphy, inzwischen Anwalt, aber als solcher wenig erfolgreich, ganz vom Schach zurück und starb vereinsamt und geistig verwirrt schon mit 47 Jahren in seiner Heimatstadt New Orleans.
rit   (weitere Beiträge auf der Seite Taktik-Archiv)