20.1.13

Eine Schnellpartie aus dem Odenwald
Die folgende Schnellpartie (15min) wurde am 22.12.12 in Runde 7 beim Turnier in Fürth/Odw gespielt. Sie wurde aus dem Gedächtnis rekonstruiert und enthält einige typische taktische Wendungen, die in der Französischen Eröffnung immer wieder vorkommen. Viel Spaß beim Lesen und Nachspielen!

Partie Gürtler   - NN,   Schnellturnier Fürth /Odw.  2012


1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 h6 Für ältere Sfr. sieht dieser Zug ziemlich schrecklich aus. Tarrasch hätte ihn wohl als “stümperhaften Angstzug“ bezeichnet. Nun - Tarrasch ist ca. 100 Jahre her und die modernen engines - im folgenden “Blechkiste” genannt - finden diesen Zug garnicht schlecht. Es ist sogar fast ein kleiner Modetrend in der Französichen Verteidigung. Nach 4. e5 c5 geht es nun in einer für die französische Verteidigung typischen Art weiter. Schwarz greift d4 an und will damit gleichzeitig e5 schwächen. Weiss versucht alles, dies zu verhindern. Nach 5. Sf3 Db6 6. Ld3 ist die im ersten Diagramm gezeigte Stellung entstanden. Auf den ersten Blick hängt nun d4 und Schwarz wäre am Ziel. Aber der Bauer ist indirekt verteidigt. Nach 6. cxd 7. Sd4: Dd4: kommt Lb5+ und Weiss gewinnt die Dame. 6. ..Sc6 7. 0-0 Die “Blechkiste”empfiehlt hier d x c. Das gibt dann eine völlig andere Partie. Da Weiss nicht geschlagen hat, schlägt Schwarz mit 7...c x d. Nach 8. Sb5 a6 9. Sbd4: Lc5 droht Schwarz mal wieder auf d4 zu nehmen und W deckt einfach mit 10.c3 gefolgt von Ld7
Nach Ld7 sind die taktischen Wendungen mit Abzugsschach des Läufers von d3 nach b5 endgültig vorbei. Die Partie geht nun in anderes Fahrwasser über. Das Motiv der nächsten Züge lautet “vergifteter Damenbauer”. Dieses Motiv ist in der Französischen Verteidigung ebenfalls häufig zu finden. Besonders bekannt ist allerdings der “vergiftete (?) Bauer b2 ” in der Sizilianischen Eröffnung. Exweltmeister Bobby Fisher hat diese Variante häufig mit S gespielt und damit demonstriert, dass er den Bauer eben doch nicht für vergiftet hält. Der Autor hat keine Ahnung, wie dazu der derzeitige Stand der Theorie ist. In unserer Partie nimmt Schwarz jedenfalls nach Le3 den Bauern auf b2. 11. Le3 Db2: 12. Tb1 Dc3: Das Schlagen auf b2 war schon mutig aber auch noch auf c3 zu nehmen, war schon sehr, sehr zweifelhaft. Nach 13.Tc1 Da3 haben wir die Stellung aus dem dritten Diagramm erreicht.

Es folgt 14. Tc5: Dc5: Mit diesem Qualitätsopfer wird die Dame auf die Läuferdiagonale und damit in einen Abzug gezwungen. Nach 15. Se6: De7 ?? 17. Sc7+ folgten noch einige Züge und W gewann. Besser wäre 15. ... Da5 gewesen. Nach 16. Sg7: + Kf8 17. e6 geht es turbulent weiter. Freund “Blechkiste” sieht W im Vorteil, aber damit wäre die Partie noch lange nicht gewonnen.


Ich finde diese Partie erwähnenswert, da in wenigen Zügen viele taktische Motive  (indirekte Deckung, "vergifteter Bauer b2", Hinlenkungsopfer) enthalten sind.

gue